Die kleine Himmelsweihertour taucht in die Geschichte der jahrhundertealten Teichwirtschaft des Aischgrunds ein und macht das kühle Nass vom Wegrand aus erlebbar. Sie bietet Ornitholog*innen ein Eldorado, birgt besondere Schätze aus der Tierwelt und öffnet die Augen vor besonderen Phänomenen wie den Moorweihern. Eine idyllische Spazierrunde zwischen Dechsendorf und Röhrach!
Die Himmelsweihertour startet im alten Ortskern „Brühl“ von Dechsendorf. Zwischen dem Gasthaus aus Sandsteinquadern und Fachwerk (1717) und einem Bauernhaus mit Fachwerkgiebel aus dem 17./18. Jahrhundert thront ein farbig gefasstes Holzkreuz mit Kruzifix (19. Jh.) und kleiner Pieta (18. Jh.) neben einem Bildstock aus Sandstein von 1507/1584. Am Ortsende taucht die Route in das Landschaftsschutzgebiet ein und öffnet den Blick in die weite Kulturlandschaft, die durchzogen ist von Wiesen und Feldern, Waldparzellen und großen Weiherketten. Am Kleinen Bischofsweiher kann man erstmals Wasservögel erspähen, unter den großen Eichen am Uferrand Platz nehmen oder Schwäne und Blässhühner an den wie Handtücher daliegenden Kleinstweihern gegenüber beobachten. Der Weg führt weiter zu einem verlandeten Moorweiher; nebenan lassen sich an den ufernahen Rohrkolben wunderbar Libellen studieren. Mittlerweile sind infolge der Klimaerwärmung diverse wärmeliebende Libellenarten aus dem Mittelmeerraum im Aischgrund heimisch, wie z.B. Feuerlibelle, Südliche Heidelibelle, Kleine Königslibelle, Schabrackenlibelle oder Kleines Granatauge. Die Route führt vorbei an den „Himmelsweihern“, deren blühende oder schilfbewachsene Dämme von Wasservögeln zum Rasten und Brüten verwendet werden. Als Himmelsweiher bezeichnet man den ersten Teich einer Kette oder einen Einzelteich im Wald mit sehr saurem und nährstoffarmem Wasser aus bodensauren Kiefernwäldern auf sandigem Untergrund oder direkt aus Niederschlagswasser. Wie in echten Mooren wachsen hier speziell angepasste Pflanzen, z.B. Torfmoose, Moosbeeren, der fleischfressende Sonnentau oder Bremis Wasserschlauch. Der Uferweg schlängelt sich weiter entlang der Kastenweiher – sie sind Teil des Mosaiks aus mitunter intensiv genutzten Weiherketten, die bereits im frühen Mittelalter im Aischgrund zur Produktion Aischgründer Spiegelkarpfen für die Fastenzeit angelegt wurden. Möglich machte dies die hiesige geologische Besonderheit sandiger, unrentabler Böden mit wasserstauenden Letten-Tonschichten im Untergrund. In heutigen „Naturteichen“ ohne Intensivzucht kommen auch andere gefährdete Fischarten wie Bitterling, Moderlieschen oder Schlammpeizger vor. Auf asphaltierter Straße durchquert man Röhrach und verlässt die Landstraße wieder mit Beginn des Wasserschutzgebiets – am Horizont die Wehrkirche von Hannberg. Der Wanderweg begleitet auf dem Rückweg die malerische Kronersweiherkette und den Moorbach und durchquert den Kiefernmischwald unterhalb des Eichelbergs. Eine Aussichtsbank lädt zur Rast an den Gemüsefeldern der Moorau ein und eine Infotafel klärt über naturnahe Teiche, Wiesen und Sandäcker im Moorbachtal auf. Als Besonderheit stechen immer wieder Moorweiher ins Auge, einerseits als Himmelsweiher im Wald, andererseits als Teichflachmoore, also flache Teiche mit nährstoffarmem Schlamm aus unvollständig unter Sauerstoffmangel abgebauten Pflanzenresten, deren moorähnliche (anmoorige) Bedingungen am Teichboden überlebenswichtig für darin lebende Pflanzen und Tiere sind. Uralte Eichen, ein Ameisenhügel und schön angelegte Sandsteingärten empfangen wieder in der Zivilisation.
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