Erlanger Stadtteil: Anger/ Bruck

Anger

Der Stadtteil Anger war einst Weideland der Gemeinde Bruck. In der Mitte des 19. Jahrhundert erfuhr er drastische Eingrenzung durch den Bau der Eisenbahn und des Kanals. Nach 1868 diente er der Erlanger Garnison zeitweise auch als Exerzierplatz. 1906 wurde hier mit dem Bau der „ERBA-Siedlung“ begonnen, die in engem Zusammenhang steht, mit der Gründung der Baumwollspinnerei AG 1880. Sie war der Nachfolger einer nach 1852 entstandenen Streichgarnspinnerei. Seit 1924 gehören Anger und Bruck zu Erlangen.

1927 erfolgte die Fusion mit der „Ofr. Textilwerk AG“ in Schwarzenbach am Wald und der „Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei Bamberg“, die die Änderungen des Firmennamens in „Baumwollindustrie Erlangen-Bamberg AG (ERBA)“ zur Folge hatte. Die Belegschaft setzte sich vorwiegend aus jungen Frauen zusammen, die wegen der sich in ihren Haaren festsetzenden Baumwollfäden „Spinnerbuzn“ genannt wurden. Ihrer sozial und finanziell kritischen Situation begegneten sie mit gewerkschaftlichem Engagement. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges beschäftigte die ERBA bereits 5.200 Personen.

1951 bis 1983 entstanden in Anger 1.930 Wohneinheiten. Die Zahl der Bewohner erreichte 1974 mit 8.230 ihren Höchststand und sank bis 1999 unter 6700. Die GEWOBAU (Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft) Erlangen startete hier im Jahr 2000 ein umfangreiches Sanierungsprogramm. Heute leben hier etwa 8.230 Menschen

Bruck

Südlich von Anger befindet sich der Stadtteil Bruck, der als „Brucca“ im 11. Jahrhundert entstand und 1282 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Im Ersten Markgrafenkrieg wurde der Ort 1449 niedergebrannt und auch im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) weitgehend zerstört. Dennoch entwickelte sich Bruck wegen der verkehrsgünstigen Lage an der einzigen Regnitzbrücke zwischen Vach und Baiersdorf zu einem blühenden Dorf. Eine Menge Fuhrleute und Wirte lebten dort, zeitweilig gab es sogar vier Brauereien. Ab dem 17. Jahrhundert florierte zusätzlich zum Handel die Tabakverarbeitung. 1924 erfolgte die Eingemeindung nach Erlangen, während die Bebauung stetig weiterwuchs. Im Südosten Brucks entstand vor dem Zweiten Weltkrieg jenseits der Eisenbahnlinie eine Werksiedlung der „Baumwollindustrie Erlangen-Bamberg AG (ERBA)“ mit kleinen Einfamilienhäusern.


Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Straßen nach Erfindern, Naturwissenschaftlern und Industriellen benannt. Ende der 1970er Jahren wurde mehrere Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, vor allem aus dem konservativ-christlichen Spektrum (wie beispielsweise Stauffenberg), auf diese Weise geehrt. In den 1990er Jahren kam entlang des Brucker Bahnhofes ein Straßennamenviertel nach Erlanger Partnerstädten hinzu.


Durch die starke bauliche Erweiterung mit vielen Hochhausbauten im Osten sowie die Nähe der Bundesautobahn hat Bruck mit rund 20.000 Einwohnern seinen dörflichen Charakter verloren, welcher aber im alten Ortskern um die Wehrkirche noch zu spüren ist.